Ein bunter und fröhlicher Mensch geht nun in den Ruhestand

Bekannt ist André Borsche als fröhlicher und bunter Mensch – auch wegen seiner stets lebensfrohen Kleidung – der wegen seines großartigen Engagements für die Hilfsorganisation INTERPLAST Germany, für das er mit Bundesverdienstkreuz, Landesverdienstorden und vielen weiteren Ehrungen bedacht wurde. Dafür hat er unzählige Urlaube geopfert und ist im Zeichen der Nächstenliebe fast unermüdlich um die Welt gereist: Bei 70 Einsätzen unter meist extrem schwierigen, oft auch gefährlichen Bedingungen hat er mit seinen Teams mehr als 5000 Operationen ehrenamtlich durchgeführt und dabei entstellten Menschen mit angeborenen oder erlittenen Defekten nicht nur ein neues Gesicht, sondern auch neue Lebensqualität geschenkt …

André Borsche, der bereits von 1999 bis 2011 Leiter von INTERPLAST Germany war und 2019 dieses Amt wieder übernahm, hat mit seiner unglaublichen Begeisterung Kollegenschaft und Mitarbeitende aus der Pflege angesteckt … Zudem haben sich eigene Teams gebildet, sodass von Kreuznach aus bereits 200 Hilfseinsätze weltweit erfolgten.

Wenn Borsche mit Leidenschaft von seinen Erlebnissen erzählt, glänzen seine Augen – meist vor Freude über die Dankbarkeit die ihm entgegengebracht wird und die Hilfe, die er leisten konnte, mitunter aber auch etwas tränenfeucht angesichts der schlimmen Bilder, die er oft sehen musste. Man spürt sofort: Für ihn ist die plastische Chirurgie nicht nur Beruf, sondern Berufung, einfach ein Herzensanliegen, das er zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat …

Nach dem Studium in Berlin und Freiburg und der fachchirurgischen Ausbildung in Karlsruhe hatte der junge Arzt eine Sinnkrise, ob dies der richtige Beruf für ihn sei. Im Frankfurter Markus-Krankenhaus schnupperte er bei Prof. Gottfried Lemperle, einem Pionier und einer Koryphäe auf diesem noch in den Kinderschuhen steckenden Gebiet in die Plastische Chirurgie hinein und erkannte, dass dies „sein Ding ist“. Beflügelt von Lemperles charismatischer Persönlichkeit war es ihm fortan zu wenig, seine Erfahrungen als Oberarzt in Karlsruhe zu verwirklichen. Er wollte sich als Plastischer Chirurg in diesem auch künstlerisch ansprechenden Fachgebiet entfalten. Weil in Frankfurt keine Stelle frei war, wechselte er zunächst an die BG-Klinik in Ludwigshafen auf die Station für Verbrennungsopfer. Als ihn 1990 der Ruf aus Frankfurt ereilte, überlegte er nicht lange und wurde dort Oberarzt. Lemperle hatte 1980 INTERPLAST Germany gegründet und nahm Borsche mit zu einem Einsatz in Guinea. Dort spürte er nach einem intensiven OP-Tag mit Blick in den Sternenhimmel eine fast surreale Mischung von Unheimlichkeit und Glückseligkeit, fühlte sich beschenkt durch das, was er den armen Menschen geben konnte: „Da hat mein Herz ins Universum geschaut“, beschreibt er diesen Moment. Dieses Glücksgefühl ist für ihn bis heute Motivation …

Auch sein erster Einsatz in Kalkutta war wie eine Fügung. Eine Patientin wollte nach ihrer Brustkrebs-OP etwas zurückgeben und trommelte in der Heimat ihres Mannes für einen INTERPLAST Einsatz. So lernte Borsche Mutter Teresa kennen und operierte binnen zwei Wochen 15 Waisenkinder: der Motor für 20 Einsätze in Indien.

Als Lemperle Frankfurt verlassen wollte, suchte Borsche ein Krankenhaus, um dort eine plastisch-chirurgische Abteilung aufzubauen. Aus 30 Angeboten fiel die Wahl auf die Diakonie, weil man hier das beste Rundumpaket bieten konnte. Hier behandelte er zunächst Problemwunden, später kam die ästhetische Chirurgie dazu. Da fühlte er sich fast wie Robin Hood, weil er mit dem Geld der Reichen auch armen Patienten helfen konnte. Die Entscheidung hat er keinen Tag bereut. Er schätzt die Offenheit der Bevölkerung in der Naheregion und ist der Diakonie dankbar, dass er hier seinen Medizinstil mit Menschlichkeit leben durfte.

Das Interview führte Heidi Sturm. In Gänze ist der Artikel zu finden unter: allgemeine-zeitung.de/lokales/bad-kreuznach | Ein «bunter Hund» sagt Lebewohl

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